Yoga

Willentlich – bewusste Atmung

von Dr. Adolf Hoff (Arzt in Bad Wörishofen)
nach einem Vortrag gehalten auf dem 2. Internationalen Kongress für Atempflege im Freudenstadt/Schwarzwald am 28.04.1963

Der Mensch unterscheidet sich von den anderen Lebewesen dieser Erde unter anderem durch den Besitz des Bewusstseins und des freien Willens. Das Bewusstsein umschließt das Wissen, also die durch Erfahrung und Forschung erfassten Richtigkeiten, die unsere Umwelt und uns selbst betreffen. Dem Bewusstsein ist ferner Erkenntnis möglich, das ist die durch Intuition und Einsicht erlangte Schau des Hintergründigen, des den Sinnen Verborgenen, des Metaphysischen.

Der Mensch ist aber auch verhaftet dem Autonom-vegetativen, das nach naturgegebenen Gesetzen waltet und ferner dem Animalischen, das das Triebhafte umfasst.
Im pflanzlich-tierhaften Grunde wurzelnd, im Geistigen sich entfaltend, sehen wir den Menschen in seiner Geschichte und im einzelnen Individuum wachsen. Diese Evolution ist ein Vorgang der Entwicklung, wobei wir dieses Wort in seiner bildhaften Bedeutung verstehen wollen, nämlich als ein Freiwerden von Wickeln, ein Herauswachsen aus Bindungen und Fesseln, hin zur geistigen Entfaltung und Freiheit.
Entwicklung bedeutet einerseits das Freiwerden aus der unbewussten pflanzlich-tierischen Wesenheit und andererseits Entfaltung und Wachstum der im menschlichen Wesen eingefalteten Möglichkeiten.
Dies vollzieht sich aber nicht autonom gesetzmäßig „von selbst“, sondern erfordert das willentliche Mitwirken des Menschen. Diese Erkenntnis stellt einen Grundstein des Glaubens dar, der allen Menschen gemeinsam ist und unser Tun und Lassen zu  bestimmen hat.
Wenden wir uns dem Atem zu. Die Atmung wird vegetativ gesteuert, vollzieht sich autonom, ob wir wach sind, ob wir schlafen, ob wir bewusstlos sind, ja selbst in der Agonie, bis mit dem letzten Atemzug das Leben endet. Dieser elementare Lebensvorgang zeichnet sich dadurch aus, dass er als einziger vegetativ gesteuerter Vorgang auch bewusst-willentlicher Beeinflussung – in den dem Menschen gesetzten Grenzen – zugänglich ist! Diese Möglichkeit nutzen wir vor allem für die Tongebung, also für die Sprache und den Gesang. …

Willentlich – bewusste Atmung Read More »

Die Übung der Achtsamkeit

Von Evamaria v. Schneidemesser
Nach einem Vortrag gehalten auf dem Yogakongress in Willingen im Mai 1972

Die meisten Menschen sind sich heute mehr oder weniger dessen bewusst, dass wir in einer chaotischen Zeit des Umbruchs leben, in der die alten Wertvorstellungen nicht mehr existieren, neue Ordnungen sich aber noch nicht gefunden haben.
Wir ahnen es, dass ein neuer Mensch geboren werden sollte, ein Mensch mit einem erweiterten Bewusstsein, und wir suchen nach Möglichkeiten, zu dieser Bewusstseinserweiterung zu gelangen. Wir greifen zu Drogen, üben Yoga und Zen, meditieren, befassen uns mit Psychoanalyse, erforschen die außersinnlichen Kräfte usw.

In all dieser unruhigen Suche nach Wegen, auf denen wir zu uns selbst finden können, wodurch dann auch eine neue Ordnung des Zusammenlebens entstehen könnte, ist es gut zu wissen, dass es einen uralten Weg gibt, der zu der so ersehnten und notwendigen größeren Bewusstheit führt.

Die Übung der Achtsamkeit Read More »

Nach oben scrollen