Brustatmung

Die Zwischenrippenmuskeln sorgen dafür, dass sich der Brustkorb beim Einatmen ausdehnt und beim Ausatmen wieder in seine ursprüngliche Form zurück schwingt. Jede kleinste Ausdehnung überträgt sich dabei auf die Lunge, die sich entsprechend mit ausdehnt oder verkleinert. Die Lunge folgt des Atemexkursionen des Brustkorbs, obwohl zwischen beiden keine feste Verbindung besteht. Die Kraftübertragung der Bewegung erfolgt lediglich durch den Unterdruck der zwischen Brust und Rippenfell herrscht. D.h es ist eine lebensbedrohliche  Situation, wenn dieser Unterdruck nicht mehr besteht, wie das z.B. bei einer Pleuritis oder einem Pneumothorax geschehen kann.
Die Bewegung des Brustkorbs geschieht über die Atemmuskulatur. Es sind zwei gegensätzliche Bewegungen: die Einatmung und die Ausatmung. Die Weitung des Brustraums geschieht durch die Einatmung und das Zurückschwingen des Brustraums durch die Ausatmung. Die Einatmung ist muskulär gesehen ein rein aktiver Vorgang, der der Kontraktion der Einatemmuskulatur bedarf. Die Ausatmung erfolgt bis zu einem gewissen Grad passiv, da der Brustkorb sich der Schwerkraft folgend auch alleine senkt und die Entspannung des Zwerchfells den Raum für die Lungen weiter reduziert und verengt, indem es nach oben zurück schwingt. Die tiefe oder forcierte Ausatmung wird dagegen muskulär unterstützt durch die Ausatemmuskulatur, insbesondere der Bauchmuskulatur.
Darüber hinaus wird die Ein-, und Ausatemmuskulatur unterstützt durch die jeweilige Atemhilfsmuskulatur, die aktiv eingesetzt werden kann. Ein gutes Beispiel dafür ist der 800m Läufer, der im Ziel die Hände auf die Beckenschaufeln setzt um so den Schultergürtel zu fixieren und ausgepowert seine Atemhilfsmuskulatur zum Einsatz bringt.
Zur Brustatmung zählt man auch die Schulter-, bzw. Schlüsselbeinatmung, die Flanken-, bzw. untere Rippenatmung sowie die Atmung die im oberen Rücken spürbar ist. Bei einer reinen Brustatmung wird nur das obere und mittlere Drittel der Lunge durchlüftet.
Bei der sog. Schulter-, bzw. Schlüsselbeinatmung kommt Muskulatur zum Einsatz, die man normalerweise nicht zum Atmen benötigt. Von außen sieht man, wie die Schultern in Richtung Ohren bewegt werden. Der Brustkorb wird dadurch aber nicht erweitert, so dass sich die Lunge auch nicht genügend ausdehnen kann. Die Folge ist ein unangenehmer Luftstau im oberen Brustkorb, der die Durchlüftung der unteren Lungenabschnitte geradezu verhindert und durch die muskuläre Verspannung im Schulter-, und Brustbereich einem entspannten Ausatmen sogar entgegenwirkt. Man spricht von einer sog. Hochatmung, die als äußerst ineffiziente Atmungsform gilt.
Interessant ist ebenfalls, dass Muskelverspannungen, v.a. im Schulter-Nacken-Bereich Störungen in der Atembewegung bewirken können. So kann es z.B. durch die Füllung der oberen Lungenanteile bei gleichzeitiger Anspannung des Brustkorbs subjektiv zu einem solchen Gefühl von Druck und Enge kommen, dass der Mensch versucht, dieses durch eine verstärkte Mundatmung abzumildern. Jedoch wird damit das Engegefühl noch verstärkt und begünstigt so das Entstehen von Panikattacken oder einer Hyperventilation. In der Atemtherapie kann der Mensch lernen diesem Kreislauf bewusst entgegenzuwirken. 
Die reine Brustatmung findet man übrigens bei allen Arten von Angstzuständen. Im Sprachgebrauch sagt man, es „stockt einem der Atem“. Ein Schrecken löst reflexartig das Hochziehen der Schultern aus, um den Hals zu schützen. Dabei wird meist der Mund weit aufgerissen um möglichst viel Luft aufzunehmen. Tatsächlich aber wird die Lungenkapazität herabgesetzt und die Atemnot verstärkt.
Die Brustatmung überwiegt bei vielen Menschen. Beim Einatmen wird dazu häufig auch noch der Bauch eingezogen, möglicherweise in dem meist unbewussten Wunsch nicht an den „dicken“ Bauch erinnert zu werden. Die Atmung ist oft flach und körperlich Untrainierte haben meist eine Atemfrequenz von über 15 Atemzüge pro Minute. Dies macht beim körperlich Gesunden nichts aus, denn dieser braucht nicht seine gesamte Lunge auszuschöpfen um genügend mit Sauerstoff versorgt zu sein. Je kränker aber ein Mensch ist, desto wichtiger ist es, dass das Blut, das durch die Lunge fließt auch genügend Sauerstoffsättigung erfährt.
Als günstig hat sich eine Atemfrequenz von 6-7 Atemzügen pro Minute herausgestellt. D.h. einmal ein-, und ausatmen sollte ca. 10 Sekunden dauern. Die Ausatmung sollte dabei in etwa doppelt so lang sein wie die Einatmung. Die verschiedenen Atemtherapien legen großen Wert auf eine frei fließende, möglichst ausgedehnte Ausatmungsphase, um die Blockierung des Ausatmens zu überwinden und den spontan einsetzenden Einatmungsreflex zu ermöglichen.
So achten geübte Sportler darauf „nur“ durch den Mund auszuatmen wogegen ungeübte Läufer ihr vermehrtes Sauerstoffbedürfnis gerne mit der Mund-Einatmung ausgleichen wollen und davon aber Seitenstechen und Muskelkater bekommen.

 

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